Kategorie: Mitmachen!

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  • Mailvorlage an jugendpolitische Sprecher*innen

    Mailvorlage an jugendpolitische Sprecher*innen

    Damit nicht nur Innenpolitiker*innen mitentscheiden, sondern auch Politiker*innen anderer Themenfelder ihre Mitbestimmung einfordern, könntet ihr diese Mailvorlage so oder ähnlich an die jugendpolitischen Sprecher*innen der Parteien in der Hamburgischen Bürgerschaft senden. Ihr könnt die Mail natürlich auch nach Belieben anpassen.

    Diese sind:

    Lisa Kern (Grüne)
    lisa.kern@gruene-fraktion-hamburg.de

    Jan Libbertz (Linke)
    jan.libbertz@linksfraktion-hamburg.de

    Cem Berk (SPD)
    cem.berk@spd-fraktion-hamburg.de

    Silke Seif (CDU)
    info@silke-seif.de

    Betreff: Jugendkultur schützen – Jugendarbeit stärken – Fankultur als Ressource verstehen!

    Sehr geehrte*r [Name],

    ich schreibe Ihnen als jugendpolitische*r Fachsprecher*in ihrer Fraktion in der Hamburgischen Bürgerschaft, denn die aktuelle innenpolitische Diskussion über Fußball und Sicherheit verläuft weitgehend losgelöst von empirischen Befunden und findet ohne angemessene Beteiligung fachlich relevanter Ressorts – etwa aus Jugend-, Sozial- oder Bildungspolitik – statt, ebenso ohne relevante fachliche Beteiligung seitens der Jugendhilfe. Dabei zeigen die aktuellen Zahlen der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS) der Polizei NRW ein deutlich anderes Bild, als es die öffentliche Debatte vermittelt.

    Bei rund 33 Millionen Stadionbesucher*innen in den vier höchsten Spielklassen wurden 1107 Verletzte registriert – und das trotz eines Zuwachses von 4,3 Millionen Zuschauer*innen. Gleichzeitig ist die Zahl verletzter Polizeikräfte um fast 50 % und die polizeiliche Arbeitsbelastung um rund 9 % gesunken. Das Risiko, im Stadion verletzt zu werden, bleibt damit minimal und deutlich unterhalb anderer Alltagsrisiken.

    Fankultur ist derzeit die dominierende Jugendsubkultur in Deutschland. Die Fans sind die größte Ressource, die die demokratisch geführten deutschen Vereine haben. Auch aus Sicht der Jugendarbeit sollte auf Fans ressourcenorientiert und nicht primär gefährdungsorientiert geblickt werden.

    In ihren sozialen Zusammenhängen und gefördert durch die sozialpädagogisch arbeitenden Fanprojekte erlernen meist junge Fans wichtige soft skills: Diskutieren, organisieren, gestalten und mitgestalten ihrer Lebenswelt in den Fußballvereinen. Ich bitte Sie, diese Jugendkultur als demokratische Ressource zu verstehen und zu schützen!

    Vor diesen Hintergründen erscheint die rein innenpolitisch motivierte Erzählung vom Fußball als Sicherheitsrisiko nicht haltbar. Statt evidenzbasierter und ressortübergreifender Lösungen dominieren populistische Forderungen, die bestehende Dialogstrukturen gefährden und die Vertrauensbasis zwischen Fans, Vereinen und Behörden schwächen.

    Mit besonderer Sorge betrachten wir daher die geplante Reform der Stadionverbotsrichtlinien und die Einrichtung einer bundeseinheitlichen Stadionverbotskommission. Vorgesehen sind unter anderem:

    • eine Mindestdauer von drei Monaten,
    • eine Beweislastumkehr zulasten verdächtigter Fans,
    • sowie Stadionverbote bereits bei Einleitung eines Ermittlungsverfahrens.

    Der bisherige Ermessensspielraum der Vereine würde damit nahezu vollständig entfallen. Ein solches System zerstört Akzeptanz und Vertrauen, da es nicht an individueller Verantwortung ansetzt. Als ungerecht empfundene Sanktionen führen insbesondere bei jungen Fans zu Frustration, Rückzug und dem Verlust von Dialogbereitschaft – mit negativen Folgen für Demokratieverständnis und Präventionsarbeit.

    Positiv hervorzuheben ist hingegen die geplante Stärkung der personellen Ressourcen in Fanbetreuung, Organisation und Sicherheit. Entscheidend ist dabei die konsequente Einbindung der unabhängigen, sozialpädagogischen Fanprojekte, die junge Menschen dabei unterstützen, ihre Lebenswelt demokratisch und verantwortungsvoll mitzugestalten.

    Ich bitte Sie daher, als jugendpolitische*n Sprecher*in eine Einbindung auch Ihres Fachbereiches einzufordern! Mit freundlichen Grüßen
    [Dein Name]


    Foto vom Bicanski auf Pixnio